Ein Jahr China
3. Advent
Montag, 18. Februar 2008, 13:17
Dajia hao!
Es ist einiges passiert in der letzten Zeit...daher dachte ich: beginne ich mit dem Anfang und ende mit dem Schluss :-D
Da kommt es gelegen, dass Anfang und Schluss mit dem gleichen Ort verbunden sind. Aber bevor ich vorgreife: Vor Weihnachten war ich bei meiner Freundin Anna eingeladen, deren Eltern und Verwandte mitten in den Bergen, nicht weit von Hezhou, leben. Anna ist keine Han-Chinesin, sonden ihre Familie entstammt einer der 55 Minderheiten, die es in China gibt, der Yao- Minorität. Die Yao unterscheiden sich in einigem von den Han, zB durch ihre Sprache, der "Yaohua", die mit dem "Putonghua", der chinesischen Hochsprache, nichts zu tun hat. Allerdings ist diese Sprache eine reine gesprochene und mündlich weitergegebene Sprache, es gibt also keine Schrift dazu...
Zuerst mussten wir also nach Hezhou, einer Stadt, ungefähr drei Stunden südöstlich von Yangshuo. Als wir ankamen, war es allerdings schon Abend und dunkel geworden, weil wir freitagsnachmittags erst nach der Schule hatten aufbrechen können.


Das ist ein Highlight Hezhous: Der kleine Berg mit den zwei bei Dunkelheit beleuchteten kleinen Tempelchen, mitten in der Stadt- davor ein wirklich riesiger Platz, auf dem tagsüber allerlei Aktivitäten stattfinden, wie die frühmorgendlichen Taichi -Übungen zum Beispiel....


schöne Kulisse... :-)


Abends trafen wir dann noch eine frühere Lehrerin Annas (ganz links)...


Tja, auf den Berg sind wir dann noch am selben Abend hoch...Blick auf den großen Platz...


Und das sind die dortigen Essens-Spezialitäten...


Am nächsten Morgen gings weiter...

...nach Xindu, einer Kleinstadt, die wir über eine Straße voller Schlaglöcher erreichten. Dort holten uns Annas Eltern und Tanten ab, aber das Ziel der Reise war noch lange nicht in Sicht. Der spannendste Teil sollte noch folgen: Eine zwei stündige Fahrt auf Motorrädern, erst über Landstraße (mit all dem Gepäck) und dann über unbefestigte Sandwege hinauf in die Berge, bergauf bergab- ein Abenteuer für sich..


Unterwegs führte unser Weg auch an einem Bergwerk vorbei, in dem die Yao Erz abbauen...

Es war schon Nachmittag des folgenden Tages, als wir Annas endlich Haus erreichten:




Annas Zuhause

Das Haus, in dem Anna und ihre Familie leben, mutete an wie ein Haus bei uns vor zwei-dreihundert Jahren, es war, als würden wir eine Reise in die Zeit unternehmen, als wir dort ankamen: Eine offene Feuerstelle, geschwärzte Decke und Bambusbalken, das Geflügel hatte Narrenfreiheit, das Plumpsklo neben dem Schweinestall, und Fensterscheiben- was ist das? Allerdings gibt es Telefon und Fernseher dort, doch das ist fast das einzige, das an eine andere Wirklichkeit erinnert..


Annas sämtliche "brothers", wovon einer ihr kleiner Bruder, der Rest Cousins sind, und ich dazwischen ;-)


Ein toller Kletterbaum...


Besuch im kleinen Gemischtwarenladen, dem einzigen auf dem letzten Stück des Weges...

Am Sonntagmorgen kam kurz nach dem Frühstück aufeinmal Aufregung in die Frühstücksrunde: Wir stürzten aus dem Haus und erblickten einen vons Annas Onkeln, der einen toten Rehbock auf dem Rücksitz seines Motorrads präsentierte:


Der war offensichtlich während der vergangenen Tage in die Falle gegangen...ein Festessen!

Allerdings musste er erst noch zubereitet werden:

Erst wurde er über dem Feuer geröstet/gebraten ;-)
....

..dann nahmen sich Annas Tanten seiner an...


...und wir waren auch nicht faul..verbrachten die Zeit des Wartens mit Teetrinken.... ;-)


...und dem Zubereiten von "Tangyuan", einer Art frittierten Gebäcks...
Die waren allerdings nicht für uns allein bestimmt, sondern für die Hochzeit von einer von Annas Verwandten, die einen Tag später stattfinden sollte...

Eine Hochzeit in China ist übrigens eine ziemlich nüchterne Angelegenehit, wie ich finde...am charakteristischsten ist vielleicht das Gelage, das sich über Stunden, den Vormittag, Mittag und Nachmittag hinzieht (wir haben es nur bis zum Mittag erlebt, weil Anna und ich dann schon zurück mussten) und da unterscheiden sich auch die Gebräuche der Yao nicht sonderlich von denen der Han:


Wir hatten die Ehre, an einem Tisch mit Braut und Bräutigam zu sitzen...

Jedes Mal, wenn eine neue Traube Menschen eintraf, wurde es ohrenbetäubend laut, es knallte und ratterte...


Chinaböller im wahrsten Sinne des Wortes.. ;-)



Eine große Besonderheit gab es aber doch: Die traditionellen Brautkleider der Yao...



Braut und Bräutigam beim Umziehen....


die traditionelle Tracht der Yao


Hoffnung auf baldigen Familienzuwachs ;-)


Die Braut und ich...


eine wahre Schönheit :-)

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